Umfassendes Konzept für die Mobilität von Morgen vorgestellt
Berlin-Kreuzberg am vergangenen Dienstag – smart hatte mich dazu eingeladen, den neuen fortwo electric drive kennenzulernen – immerhin handelt es sich hierbei mittlerweile um die 3.Generation, was meine Neugier weckte!
Vor bald zwei Jahren begann man zunächst mit einem großen Flottenversuch in London, um die Anforderungen und Gewohnheiten von Großstadtmenschen besser kennenzulernen. Jeder weiß, dass Nichts über einen Versuch geht. Studien sind schön und gut, aber nur die Praxis, der harte Alltag, zeigt, ob sich ein Konzept wirklich durchzusetzen vermag oder nicht. Nebenbei führte man in diesem Zeitraum auch eine sehr umfassende Kundenstudie zur Elektromobilität durch – 250 Privat- und Flottenkunden aus England, der Schweiz und Deutschland wurden nach durchschnittlich siebenmonatiger Fahrerfahrung befragt. Heraus kam unter anderem, dass 59% in der Stadt wohnten und 90% weniger als 60 Kilometer Fahrstrecke pro Tag zurücklegen. Allen gemein war der Wunsch nach hohem Fahrspaß, zügigem Beschleunigen und einer einfachen Handhabung. Nebenbei bestanden die weiter genannten Kundenwünsche aus einer höheren End-geschwindigkeit, besserer Beschleunigung und einer kürzeren Ladedauer bei gleichzeitig gesteigerter Reichweite.
Dies alles soll laut smart beim neuen electric drive beherzigt worden sein – der erste Augenkontakt spricht mich auf jeden Fall an. Er sieht aus wie ein Auto und nicht wie ein Behelfsfahrzeug oder UFO; wie aktuell die meisten anderen Elektrofahrzeuge. Wichtig für mich ist, dass ich Nichts aufgeben möchte, wenn ich vom klassischen Automobil mit Verbrennungsmotor umsteige. Ich möchte Nichts vermissen, was ich bis dato gewohnt war! Der smart fortwo electric drive mutet durchweg wie ein regulärer smart an, egal ob mit Benzin- oder Dieselmotor. Das hier aber ein rein elektrisches Herz schlägt, merkt man erst, wenn man ihn „startet“ – es gibt kein klassisches Anlassergeräusch und es erwacht auch kein Motor hinter den Passagieren zum Leben.
Einzig alle Kontrollleuchten werden aktiv und erlöschen wieder, man wird im Kombiinstrument durch den Slogan „open your mind“ begrüßt und motiviert zugleich, alles richtig gemacht zu haben. Die für mich bereits aus dem Segelwagen bekannte Status-Anzeige wandert auf Stellung 0 und man kann den Wählhebel auf D stellen und schon geht die Reise los. Vollkommen geräuschlos rollt der Wagen an – was man sogleich merkt, ist die beim electric drive serienmäßig vorhandene Servolenkung. Nicht, dass sie lebensnotwendig wäre, aber eine Steigerung von Komfort und Handlichkeit bringt sie allemal.
Ich erwische mich selbst dabei wie ich ganz normal fahre, mich überhaupt nicht darauf konzentriere, was denn hier gerade unter und hinter mir Revolutionäres in Gang ist – äußerst entspannend im Großstadtgewühl von Berlin. Der smart fährt sich wie jeder andere smart, doch halt – die ganze Wahrheit ist das nicht. In meinen Augen ist er der derzeit beste smart überhaupt, denn er hat einen deutlich tieferen Schwerpunkt durch ein unter den Sitzen verbautes Batteriepaket (Li-ion 17,6 kWh), keinerlei Schalt-Gedenk-Sekunde, da die Automatik nur einen Vorwärtsgang kennt (und Dank E-Motor braucht) und er ist mit der angesprochenen Servolenkung geradezu ideal für den Stadtverkehr – sehr viel entspannter kann man nicht durch Berlins Straßen sausen.
Und „sausen“ ist hier im wahrsten Wortsinne gemeint: Es verlassen keinerlei Geräusche den smart, abgesehen vom Reifenabrollgeräusch bei höheren Geschwindigkeiten oder dem bei „Vollgas“ zu vernehmenden leisen Straßenbahngeräusch herrscht hier absolute Stille.
Doch nun mal ein paar Fakten zum Fahrzeug: die Reichweite der 3.Generation beträgt bis zu 145 Kilometer, die Höchstgeschwindigkeit wurde von 100 auf 125 Km/h erhöht und die Beschleunigung von 0 auf 100 Km/h konnte von extrem langatmigen 26,7 auf 11,5 Sekunden gesenkt werden, sensationell aber auch kein Wunder bei nun 55KW Leistung (25 KW mehr als zuvor). Nebenbei gibt es die (wohlgemerkt teure) Möglichkeit mittels Starkstrom-Ladeteil den smart innerhalb von gut einer Stunde wieder voll aufzuladen, besonders interessant und lohnend für Flottenkunden!
Wem das noch nicht genügt, für den ist auch schon ein echtes Brabus Modell in der Planung, welches als seriennahe Studie gezeigt wurde – wirklich überzeugend, so vermutet niemand mehr ein „Ökoauto“. Denn es gibt genug Menschen, die das nicht unbedingt sofort zeigen, bzw. deshalb nicht auf eine gewisse Sportlichkeit verzichten wollen. Auch steht von Anfang an das gesamte smart tailor-made Programm für den electric drive zur Verfügung
Bei smart hat man seine Hausaufgaben gemacht und den vormals recht hohen Preis eines Elektrofahrzeugs durch ein cleveres Konzept auf ab 18.910 EURO (in Deutschland) senken können, Der Claim „sale&care“ steht für die Möglichkeit, den neuen smart electric drive zu kaufen, leasen oder zu finanzieren und dabei die Batterie einfach zu mieten. Hierbei bleibt diese natürlich weiterhin im Fahrzeug verbaut, doch der Kunde mietet sie (maximale Mietdauer 10 Jahre) und erhält dadurch ein sehr kundenfreundliches Konzept mit nur geringem Risiko, da hierbei die Batteriekapazität und deren Wartung Seitens smart garantiert werden.
Auch in Sachen Konnektivität („Connectivity“) zeigt smart was heute machbar ist und bietet zu jedem electric drive eine „Vehicle Homepage“ bei der der Kunde immer über den exakten Ladestand der Batterie informiert wird sowie welche Reichweite er mit dem aktuellen Ladestand zurücklegen kann (hierbei zeigt eine „Range Potatoe“ zu deutsch „Reichweiten-Kartoffel“ die theoretisch mögliche Reichweite unter Berücksichtigung der topografischen Verhältnisse an). Ebenfalls verfügt der Kunde so über eine Möglichkeit der Vor-Klimatisierung des Fahrzeugs, wobei selbstverständlich im Winter vorgeheizt (ähnlich einer Standheizung) und im Sommer die Klimaanlage aktiviert werden kann, um das Auto vor Fahrtantritt herunter zu kühlen (beides jedoch nur bei aktiver Ladung des smart).
Last but not least hat smart ein großes Windrad mit 2,3 MW/Jahr im neuen Windkraftpark Hof an der Autobahn A9 erworben und ermöglicht so den zunächst rund 2.500 verkauften smart electric drive einen 100% CO2-neutralen Betrieb.
Mein Fazit zur neuen Elektro-Mobilität von smart ist ganz klar: Daumen hoch! Das Fahrzeugkonzept und die Einbindung in den Alltag des Kunden sind sehr durchdacht und alltagstauglich. Jedoch ist es an der Zeit, dass sich die Politik für eine konsequente Umsetzung dessen in den Ballungszentren stark macht. Noch sehe ich keine Möglichkeit, die hochgesteckten Ziele für 2020 mit einer Million Elektroautos auf deutschen Straßen zu erreichen. Es sind noch zu viele Fragen ungeklärt und das fängt nicht nur bei der Ladesäulen-Infrastruktur an! Die Automobilindustrie hat nun geliefert.
Über den Autor
Mehr zu lesen von Marc J. Christiansen gibt es auf seinem Blog fuenfkommasechs.de, auf dem er sich unter anderem den allerschönsten Seiten der S-Klassiker der Achtziger Jahre widmet.